Freie, nichtkommerzielle Medien sind leider noch keine Selbstverständlichkeit. Gerade in Tirol stellt die Medienkonzentration in Bezug auf Meinungsvielfalt eine bedenkliche Situation dar. Es gibt viele Menschen, die sich eine Gegenöffentlichkeit wünschen und sich diese auch schaffen.
Der Tag der Freien Medien, der Ende der 1990er Jahre eingeführt wurde, soll auf diese Situation aufmerksam machen und ins Gedächtnis rufen, dass Freie Medien einen wesentlichen Beitrag zur Freiheit der Meinungsäußerung, zur Medienvielfalt und somit auch zur Demokratie leisten.
Wir bringen aus diesem Anlass an diesem Tag 2 Stunden Sonderprogramm:
08:00 bis 09:00 Uhr:
“FREIE WELLEN: Von den Sendestarts bis zur Gegenwart – Ein Überblick über die Freien Radios Österreichs”
Vielfältig, aber auf unterschiedliche Art und Weise, so sind sie, die Freien Radios in Österreich – jede hat ihre Eigenarten und Besonderheiten, natürlich haben sie auch viele Gemeinsamkeiten.
Kompakt in eine Stunde verpackt präsentiert die Sendung einen Überblick über die 14 Radios und eine Radioinitiative – in Form von akustischen Kurzbesuchen bei allen Sendern – chronologisch nach den Sendstarts seit 1998, als mit Radio Orange im August der erste Sender mit Volllizenz on Air ging.
Gestaltung: Merje & Wolfgang Platzer
Sendereihe: FREIE WELLEN – 15 Jahre freie Radios in Österreich: Geschichte, Gegenwart und Zukunft
Erstausstrahlung: 11. September 2013 auf Radio Agora
Sendung nachhören: cba.media/246211
23:00 bis 24:00 Uhr:
“Heute sind wir die Radioten”
Als Reportage mit Originaltönen, Zeitzeugenstimmen und Musik aus den 1920er Jahren spürt Radio dérive den Anfängen und den Pionier_innen des Radios in Österreich nach.
Vor rund 90 Jahren war Radio eine absolute Neuheit, der sich österreichweit vor allem die Arbeiter_innenschaft mit Begeisterung widmete. Ohne Zutun der sozialdemokratischen Parteiführung entstand rasch eine Bottom-up-Bewegung, die sich – ähnlich der österreichischen Siedlerbewegung – dem selbstermächtigten Umgang mit dem Radiobetrieb verschrieb. In den folgenden zehn Pionierjahren des Rundfunks begegnete der 1924 gegründete Freie Radio-Bund (später Arbeiterradiobund, kurz ARABÖ genannt) den technischen und ökonomischen Herausforderungen mit einer genossenschaftlich organisierten Hilfe zur Selbsthilfe. Der Rundfunk soll als demokratisches Kommunikationsmittel der Massen dienen.
Solche Ansprüche waren zu dieser Zeit keinesfalls selbstverständlich. Denn so rege das Interesse und der Einsatz der Arbeiter_innen an der Teilhabe am neuen Medium war, so wenig spiegelte sich ihre Wirklichkeit in dem schließlich gegründeten ersten österreichischen Rundfunk wieder. So setzte sich die 1924 ins Leben gerufene Radio-Verkehrs AG (RAVAG) aus Mitgliedern von Banken und Schwachstromfirmen zusammen. Die Radiopionier_innen wurden fortan vor die Entscheidung gestellt: Kampf durch die Institution oder Piratensendebetrieb.
Gestaltung: Sandra Voser, Shenja von Mannstein, Heidi Lacroix, Stefanie Simic und Dominik Hölzl
Moderation und Sendungsverantwortung: Shenja von Mannstein, Signations: Bernhard Gal
Erstausstrahlung: Dienstag, 3. Juni 2014 auf Radio Orange 94.0 (Wien)
Sendung nachhören: cba.media/260560
Information und Kontakt: radio@derive.at
Dank an: österreichische Mediathek Wien / www.mediathek.at für die zur Verfügung gestellten historischen Tondokumente:
„Ravagiana“ (1931) / „die schöne Adrienne“ (1925) / RAVAG-Pausenwecker
sowie ORF-Radio/Ö1 für die Senderechte an: „Einmal werden wir am Sender stehen. Die österreichische Arbeiterradiobewegung in der 1. Republik“, aus der Reihe: Hörbilder, 1984
anschließend:
“Recht auf Stadt, Recht auf Antenne – Community Radios in Brasiliens Favelas”
Als Brasilien 1998 ein Community-Radio-Gesetz verabschiedete, war das eine kleine Revolution. Heute, 15 Jahre später, hat sich vielerorts Ernüchterung breit gemacht. Statt einer breiten Umverteilung der Frequenzen wurden im UKW-Band vor allem Nischen geschaffen
Doch trotz aller Schwierigkeiten haben sich diese lokalen Sender mit geringer Reichweite rasant vermehrt. 4.800 genehmigte Community Radios gibt es in Brasilien heute. Vorsichtige Schätzungen sprechen von mindestens doppelt so vielen Stationen, die ohne eine legale Anerkennung auf Sendung sind. Nicht nur auf dem Land, auch an städtischen Peripherien und in Favelas finden die Community Radios nach wie vor eine große Hörer_innenschaft. Gemeinsam ist den Sendern ihr Anspruch, lokalen Gemeinschaften ein partizipatives Kommunikationsmittel in die Hände zu geben.
Redakteur: Nils Brock, npla Berlin (29.01.2014)
Sendung nachhören: www.freie-radios.net/61643
Information und Kontakt: www.npla.de/onda
anschließend:
“Brasilien – Community Radios auf dem Land und in traditionellen Gemeinschaften”
Sechs von zehn Brasilianer_innen leben auf dem Land. Es ist ein vielfältiger Alltag, abseits der gängigen Klischees. Doch die Dörfer im Amazonas oder die Felder der Landbevölkerung sind nur selten Thema in den landesweiten oder gar internationalen Medien. Und partizipative elektronische Medien sind im ländlichen Brasilien Mangelware. Dabei ist vor allem das Interesse am Radiomachen ungebrochen groß. Um zu verstehen, warum es gerade Indigenen und Landlosen so schwer fällt, eigene Sender zu gründen, organisierte der Weltverband der Community Radios AMARC im September 2013 ein Seminar in der Amazonasmetropole Belém. Mit dabei waren über 200 Radiomacher_innen – und auch solche die es noch werden wollen. Und alle hatten sie viel zu erzählen…
Redakteur: Nils Brock, npla Berlin (20.11.2013)
Sendung nachhören: www.freie-radios.net/60195
Information und Kontakt: www.npla.de/onda