© Forschungsplattform Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck
Seit vielen Jahren werden Vorträge im Rahmen der Innsbrucker Gender Lectures aufgezeichnet, bei FREIRAD ausgestrahlt und bequem als Podcast nachgehört werden.
Die Innsbrucker Gender Lectures verstehen sich als Diskussions- und Austauschforum, das es den Mitgliedern des Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) an der Universität Innsbruck und Genderforscher*innen aus dem In- und Ausland ermöglicht, brisante Themen in den Blick zu nehmen, unter geschlechterkritischer Perspektive zu diskutieren und sich über theoretische Grundlagen der inter- und multidisziplinären Geschlechterforschung auszutauschen. Zentral ist ihr Beitrag zur Internationalisierung der Geschlechterforschung an der Universität Innsbruck.
03.05.2022, 18:30, Ort: Hörsaal I, Theologie, Karl-Rahner-Platz 3, 6020 Innsbruck
Denise Bergold-Caldwell ist Bildungs- und Erziehungswissenschaftlerin und lehrt mit einem Schwerpunkt auf post- und dekoloniale Bildungsprozesse.CGI- Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, Universität Innsbruck
Die Kolonialität der Macht (Quijano 2002) zeigt sich auch und in besonderem Maße im Bezug auf Geschlecht (Lugones 2016). Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass nicht nur der vergeschlechtlichte und rassifizierte Körper durch diese Macht hervorgebracht wird, sondern auch der Ort und der Kontext wirken auf die Entfaltung dieser Macht. In Deutschland wurde die Verwicklung in den Kolonialismus lange nicht beachtet und Rassismus wird als strukturelles Problem geleugnet (vgl. Mecheril 2010). Diesen Verstrickungen in den Kolonialismus bis in die Gegenwart und der Unsichtbarmachung von kolonialen Kontinuitäten werden in dem Vortrag anhand vergeschlechtlichter und rassifizierter Subjektivierungsprozesse nachgegangen. Dazu analysiere ich die Erfahrungen von Mora – einer Schwarzen Frau – mit einem sexualisierten Übergriff in einer deutschen Kleinstadt und zeige, warum sich dieser als Reaktualisierung von kolonialem Begehren und kolonialer Herrschaft verstehen lässt. Es wird verdeutlicht, wie die Vergangenheit von Versklavung und Kolonialismus in einem Modus der sprachlichen Reaktualisierung erneut hervortritt und die ‚Vergangenheit‘ als Präsenz im Hier und Jetzt immer eine Rolle spielen kann.
Kommentar: Sushila Mesquita, Referat Genderforschung, Universität Wien
Moderation: Gundula Ludwig, CGI- Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, Universität Innsbruck
Ilse Hartmann-Tews, Professorin für Soziologie und Sportsoziologie an der Deutschen Sporthochschule Köln und dortige Leiterin des Instituts für Soziologie und Geschlechterforschung
Der Sport ist ein Sozialsystem, das angesichts seiner auf den Körper und die Steigerung körperlicher Leistungen ausgerichteten generalisierten Handlungsorientierung einen besonderen Resonanzboden für die soziale Konstruktion von Geschlecht darstellt. Die Handlungsorientierung prädisponiert die Aktualisierung traditioneller Geschlechterdifferenzierung, zumal die Körper und unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Sportler und Sportlerinnen quasi als eine visuelle Empirie der natürlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern erscheinen. Der Vortrag wird exemplarisch einige Prozesse und institutionelle Arrangements der Konstruktion von Geschlecht aufzeigen und darüber hinaus auf die Rolle der Sportberichterstattung eingehen, die ebenso an der Stabilisierung der heteronormativen Geschlechterordnung beteiligt ist.
Kommentar: Anika Frühauf, Institut für Sportwissenschaft, Universität Innsbruck
Moderation: Linda Rausch, Institut für Sportwissenschaft, Universität Innsbruck
Aufzeichnung vom 05. April 2022.
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Eva Zedlacher, Faculty of Business and Management, Webster Vienna Private University
Anders als bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gibt es Phänomene von Missverhalten, die zumindest am ersten Blick wenig mit Geschlecht zu tun haben. In dieser Vorlesung zeigt Eva Zedlacher, ob und warum die Wahrnehmung vieler Verhaltensweisen bei der Arbeit wie zum Beispiel Anschreien oder sozialer Ausschluss ebenso vergeschlechtlicht sind. Vorläufige Ergebnisse eines visuellen Experiments, bei dem das Geschlecht der Schauspieler*nnen manipuliert wurde, werden präsentiert.
Kommentar: Heike Welte, Institut für Organisation und Lernen, Universität Innsbruck
Moderation: Manfred Auer, Institut für Organisation und Lernen, Universität Innsbruck
Aufzeichnung vom 11. Januar 2022.
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Innsbrucker Gender Lectures zum Nachhören
Di, 10.05., von 14 bis 16 Uhr
71. Innsbrucker Gender Lecture mit Denise Bergold-Caldwell: „Die Kolonialität von Geschlecht: Perspektiven auf Subjektivierungen in (post-)kolonialen Ordnungen“
Eine Sendung von Julia Tschuggnall
Sendung verpasst?
Alle Innsbrucker Gender Lectures gibt es nach Ausstrahlung zum Nachhören in der Radiothek und im Cultural Broadcasting Archive.
Info
CGI-Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, Universität Innsbruck
www.uibk.ac.at/geschlechterforschung
in Kooperation mit FREIRAD